Die Tomatis®-Therapie

Das TOMATIS® Hörtraining ist eine Klangstimulation, durch Musik und Stimme, zur verbesserten Wahrnehmung. Es ist natürliches, nicht invasives Hörwahrnehmungsprogramm, frei von Medikamenten. Es ist keine Nachhilfe und kein Unterricht. Während der ersten Phase ist das Tragen von Kopfhörer oder einem Stimulator über die Wirbelsäule erforderlich(z.B. Babys oder Menschen, die Kopfhörer nicht ertragen). Es ist für Kinder und Erwachsene entspannend.

Das Tomatis Hörtraining wurde ab den 1950er Jahren von Dr. Alfred Tomatis in Frankreich entwickelt und wird in 75 Ländern auf der ganzen Welt eingesetzt.

Die Methode zielt auf die verbesserte Verarbeitung von Geräuschen im Gehirn zur effizienteren Wahrnehmung der Umwelt. Dazu nutzt es bearbeitete Musik, z.B. von Mozart, aber auch Gesänge, Walzer,.. mitunter auch Live-Stimmarbeit per Mikrophon.

In Echtzeit werden ausgesuchte Klänge nach der von Dr. Tomatis entwickelten Methode verarbeitet und das Gehör mit ihnen versorgt.

Diese Versorgung geschieht mittels spezieller Kopfhörer über Luft- und Knochenschallleitung, mit dem TalksUp®, einem fortschrittlichen Signalprozessor, der die Stimme und die Musik mit abwechselnden Filtern und Zeitverzögerungen auf eine Weise modifiziert, die das Gehirn als zufällig empfindet. So werden stetig Hörerwartungen gebrochen und gleichzeitig Aufmerksamkeit trainiert.

Mindestens vier, oft sechs Filter werden in Echtzeit angewendet, um das Gehirn anzuregen und ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.

Die Theorie der Methode basiert auf unserer Fähigkeit, zwischen günstigen, nützlichen und ungünstigen, nicht relevanten Klängen zu unterscheiden.
Ein häufig vorkommendes unbewusstes, innerliches Blockieren von ungünstigen Klangfrequenzen beeinträchtigt die Fähigkeit, günstige Klänge in genau diesen Frequenzen effektiv wahrzunehmen, das heißt sie zu filtern und zu verarbeiten. Dies gilt ebenfalls bei nachlassendem, geschädigten oder untrainiertem Gehör.

Vermindert sich die Wahrnehmung von mittel- und hochfrequenten Schallsignalen, werden Lern-, Aufmerksamkeits- und Sozialkompetenzen unmittelbar beeinträchtigt.

Die Tomatis® Therapie wirkt dem entgegen, indem sie neuronale Bahnen durch ständig wechselnden auditiven Input aktiviert. Werden die Klänge nach und nach in ihrer Komplexität gesteigert stellt sich ein dauerhafter Lerneffekt ein.

Man stellte fest, dass das Gleichgewicht zwischen dem sympathischen und dem parasympathischen Nervensystem im Laufe der Zeit gestärkt wird, wenn das Gehirn neuen, unerwarteten Klängen und Klangfolgen ausgesetzt wird.

Besserer Schlaf, ein belastbareres körperliches und emotionales Gleichgewicht, höhere Widerstandsfähigkeit bei Stress, Belastungen oder Ängsten folgen.

Die Tomatis-Methode® hat auch eine tiefgreifende Wirkung auf das vestibuläre System, das das Körperbild und die Körperkontrolle reguliert.

Gleichgewicht, Muskeltonus, Grob- und Feinmotorik, Bewegung und körperliche Koordination werden ebenfalls positiv angesprochen.

 

Die Therapie umfasst in aller Regel drei Blöcke oder Phasen von (Hör-)Sitzungen mit sorgfältig ausgewählter und bearbeiteter Musik. Diese Sitzungen werden üblicherweise unter Aufsicht eines ausgebildeten Tomatis-Therapeuten durchgeführt.

Von der Tomatis®-Therapie können Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Defiziten oder Erkrankungen profitieren, z.B. mit Lernschwierigkeiten, Sprach- und Sprechstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), auditorischen Verarbeitungsstörungen oder emotionalen Problemen, … .

*Bei Kindern, Kleinstkindern oder bei Menschen, die keine Kopfhörer tragen können oder möchten, steht optionales Equipment der Schallübertragung zur Knochenleitung zu Verfügung.

Erklärung der Tomatis®-Methode anhand von Beispielen:

Die Methode ist komplex, vielschichtig, ganzheitlich, …

Eine große Anzahl von unterschiedlichen Beeinträchtigungen, Bürden und Bedürfnisse der Klienten trifft auf etliche Möglichkeiten und methodische Ansätze der Therapie. Obendrein sind Begriffe wie „Audio-Psycho-Phonologie“ bei Erklärungsversuchen nur bedingt hilfreich. Also probieren wir es einmal anhand von Beispielen. Nicht jedoch, ohne darauf hingewiesen zu haben, dass Beispiele stark vereinfachen und noch dazu ‚hinken‘ werden.

Vielleicht kommen Sie selbst einmal in die Situation, die Tomatis-Methode anschaulich zu erklären:

Nun, gesetzt den Fall, Sie hätten eine Sehschwäche oder ein gebrochenes Bein. Beides hat eindeutig spürbare und unmittelbare Auswirkungen.

Eine Sehschwäche ist rasch erkannt. Sie lassen sich untersuchen und meistens mit einer Brille, mit Kontaktlinsen oder einem Laser korrigieren. Eine Verbesserung tritt sofort ein.

Beim gebrochenen Bein ist es schon langwieriger. Die Diagnose ist schnell gestellt, doch die Wiederhersellung nimmt Zeit in Anspruch. Das Bein wird erst nach einer Weile, zunächst, begleitet in einer Reha, gering belastet. Muskeln wurden abgebaut und müssen neu trainiert werden, um wieder ihre angestammte Aufgabe zu leisten. Wenn dies erreicht wurde, wird der Beinbruch sie hoffentlich nicht weiter beeinträchtigen. Doch bis dahin nimmt es einige Zeit in Anspruch.

Ebenso wie bei einer Hör-Wahrnehmungsstörung.

Unser Fokus liegt in der Hör-Wahrnehmungsverarbeitung

Manchmal ist eine Hörschwäche oder Hörwahrnehmungsschwäche angeboren, manchmal wurde sie erworben, z.B. durch ein (Knall-)Trauma durch Mittelohrentzündungen oder Paukenröhrchen, …
Manchmal wirken sich (kindliche) Entwicklungs- und Reifungsstörungen beeinträchtigend auf die Hörwahrnehmung aus. Oft genug ’schleicht‘ sich eine Hörschwäche oder Hörwahrnehmungsschwäche allmählich ein.

Leider wird sie bei der überwiegenden Zahl der Betroffenen sehr spät erkannt. Bedauerlicherweise ist obendrein die Deutung einer Hör- und Wahrnehmungsbeeinträchtigung bei Kindern deutlich schwieriger als bei Erwachsenen.

Beim wahrnehmungsbeeinträchtigten „Ohr“ (Hören) verhält es sich ähnlich wie beim gebrochenen Bein.

Das Bein muss, im wahrsten Sinne, wieder ans Gehen herangeführt, geschult werden. Die Muskeln müssen sich allmählich wieder aufbauen, erstarken, zunehmend mehr zu leisten. In der Reha oder im Fitnessstudio gibt es Hilfen. Gewichte werden eingesetzt, die Muskeln werden in bestimmte, wiederholende Bewegung gebracht, gedehnt, gespannt und entspannt, also trainiert, bis man hoffentlich wieder ‚fast wie neu‘ ist.

‚Schleicht‘ sich das Hören aus, oder war es vielleicht nie in vollem Umfang vorhanden, ist dieses Zusammenspiel ungeübt. Mit der Zeit stellt sich das System quasi selbst ruhend.

Solange das Hören nicht erloschen ist, kann es, genau wie in der Reha ‚in Bewegung‘ gebracht werden. Vielleicht erinnern Sie sich an die Abbildungen von ‚Hammer, Amboss, Steigbügel, …‘ aus der Schulzeit. Die dazugehörigen Muskeln sind mit diesen Knöchelchen verbunden und vollführen ein komplexes Zusammenspiel, um Hören zu ermöglichen.

Statt der Gewichte benutzt die Tomatis®-Methode spezielle, individuell mit Kontrasteffekten aufbereitete Musikstücke als individuellen Trainingsplan; die Musik stammt oft von W.A. Mozart, aber es werden auch bearbeitete Märsche, Walzer und Choräle eingesetzt.

Jemand, der nur zufällig die aufbereitete Musik hören würde, würde zunächst vermuten, das Abspielgerät sei defekt. Erwartete Tonhöhen und Frequenzen werden bewusst verfremdet. Erwartungen des Gehirns an die Musik werden an bestimmten Stellen absichtlich gebrochen, um einen Effekt zu erzielen. Unerwartetes lässt uns aufhorchen. Ein Trainingseffekt tritt ein. Ein weiterer Effekt wird durch die Musik ausgelöst: Sie beeinflusst unser Wohlbefinden. Sie kann beruhigen, kann euphorisieren. Sie kann, dass haben Sie im Alltag erfahren, ebenso Energie geben wie auch Ruhe, Geborgenheit oder Gelassenheit.

Die Tomatis®-Therapie macht sich die Eigenschaft des Ohres, bzw. des Gehirns zu Nutze, immer wach und nach außen gerichtet zu sein, um stets das Überraschende entsprechend zu verarbeiten.
Das Vorhandene wird trainiert, ertüchtigt und eventuell erweitert.

Diese Aspekte sollen auch im Beispiel nicht unerwähnt bleiben:

  • Dem gesteigerten quantitativen Hören folgt das qualitative Zuhören oder gezielte Hinhören, im Sinne von Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung.
    Trainiert man das Eine trainiert man auch das Andere.
  • Im Ohr befinden sich sowohl das Hörorgan (Chochlea), als auch das Gleichgewichtsorgan (Vestibulum).
    Das Training stimuliert beides gleichzeitig.
  • Geübtes Hören ermöglicht auch weghören zu können im Sinne von, sich auf etwas Nutzbringendes zu fokussieren/konzentrieren, und triviale Umweltgeräusche auszublenden um besser zu verstehen (akustisch wie inhaltlich).
  • Treten die trainierten Effekte ein, etabliert sich häufig eine Schleife aus verbesserter Wahrnehmung, leichterer Verarbeitung, richtigem Verständnis, adäquater Reaktion, erhöhtem Selbstbewusstsein, mehr Energie, …

Die Fähigkeit geübt zuhören zu können ist sowohl Fundament als auch Antrieb für eine effektivere Wirkweise  ergänzender Therapien oder Maßnahmen. Von diffuser Wahrnehmungsverarbeitung Betroffene haben schlicht Leidensdruck. Oft, ohne die Ursache ihres Dilemmas im „Hören“ zu vermuten.

Wie gesagt: Die Methode ist komplex, vielschichtig und ganzheitlich. Die vorgenannten Beispiele mögen stark vereinfachen und ‚hinken‘ und lassen ganz sicher zu vieles außer Acht.

Wissenschaftliche Literatur steht Ihnen jederzeit zu Verfügung, oder nutzen Sie die Seiten von Tomatis.com.